Progesteronzugabe bei IVF
13. April 2012
Nach dem Eisprung produziert der Gelbkörper Gelbkörperhormon (Progesteron). Dieses ist unabdingbar für die sog. „sekretorische Umwandlung“ der Gebärmutterschleimhaut. Dies erst erlaubt die Implantation und die frühe embryonale Entwicklung.
Es ist allgemein üblich in der 2. Zyklushälfte, ab der Eizellentnahme, den Patientinnen Progesteron zu verabreichen. Der Grund hierfür liegt in der Gelbkörperschwäche, zu der es spätestens 7 Tage nach Auslösung des Eisprunges zur Punktion kommt. Das HCG der „Auslösespritze“ stimuliert, nach Initiierung der finalen Eizellausreifung, über diesen Zeitraum die Gelbkörper. Zur Gelbkörperschwäche kommt es, weil die hohen Konzentrationen an Östrogen die Ausschüttung von LH aus der Hirnanhangsdrüse erheblich drosselt (negatives Feedback). Kommt es zur Implantation, stimuliert das „Schwangerschafts HCG“ die Gelbkörper. Es gilt aber mindestens die Zeit zwischen nachlassendem Stimulus der Eisprungspritze und körpereigener HCG Produktion durch die Implantation zu überbrücken.
Zwar besteht weltweit Einigkeit über die Notwendigkeit der Progesterongabe während der IVF/ICSI-Therapie, unklar war aber bislang, oder zumindest wurde kontrovers diskutiert, wie lange diese Progesteronsubstitution fortgesetzt werden sollte, ohne dass die Schwangerschaft gefährdet wird.
In der Studie von D. Kyrou et al. (2011) bekamen von 200 Probandinnen (Pat. In IVF Therapie, pos. Schwangerschaftstest, Verdopplung des HCG in den ersten Tagen) je 100 Progesteron bis zur 7. Schwangerschaftswoche täglich 600mg Utrogest, bei den anderen 100 wurde das Progesteron nach den üblichen 14 Tagen abgesetzt.
Verglichen wurde, ob sich hinsichtlich der Rate an fortlaufenden Schwangerschaften Unterschiede ergaben.
Ergebnis: Weder hinsichtlich der Häufigkeit von vaginalen Blutungen, noch hinsichtlich der Rate weitergehenden Schwangerschaften, konnte ein signifikanter Unterschied gefunden werden.
Vor der Verallgemeinerung dieses Ergebnisses muss aber bedacht werden, dass es sich bei den 200 Probandinnen um „ideale Patientinnen“ gehandelt hatte. Alle Frauen waren <39 J. alt und hatten normale Basis Hormonprofile. Man kann also durchaus annehmen, dass es Patientengruppen (ältere Pat., Pat. mit Ovarialinsuffizienz, -Endometriose) geben dürfte, die von einer Fortsetzung der Therapie profitieren könnten.
Wir können aber aus diesem Ergebnis ableiten, dass, zumindest beim größten Teil der (eher) idealen Patientinnen, die Progesteronsubstitution nicht über die üblichen 14 Tage hinaus erforderlich zu sein scheint.
Quelle:
D. Kyrou et al.: „Does cessation of progesterone suppl. in early pregnancy…“2011; Kolibianakis et al., 2003; Fatemi et al., 2007), G. Griesinger: „Is it time to abandon prog. supplementation of early pregnancy after IVF?“ 2011