Was ist Endometriose und welche Beschwerden macht sie?

Bei der Endometriose tritt Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut (lat. Endometrium) ähnelt, im Unterleib außerhalb der Gebärmutter auf und siedelt sich auf verschiedenen Organen ab, z.B. auf Gebärmutter, Bauchfell, Eileitern, Eierstöcken, Blase oder Darm. In sehr seltenen Fällen sind auch andere Organe betroffen, wie z.B. die Lunge.

In den meisten Fällen werden diese Endometrioseherde von den Hormonen des Monatszyklus beeinflusst. So können die Herde zyklisch wachsen und bluten. Die Folge sind Entzündungsreaktionen, die Bildung von Zysten und die Entstehung von Vernarbungen und Verwachsungen im Bauchraum. Dies kann sich in zeitlicher Abhängigkeit vom Menstruationszyklus in den schmerzhaften Symptomen zeigen. Endometriose ist außerdem eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit. Aber:

Schmerzen während der Regel dürfen nicht die Regel sein!

 

Endometriose
Endometrioseläsion auf dem Bauchfell

Warum wissen nur so wenige Frauen Bescheid?

Das so genannte „Frauenleiden“ wurde jahrelang verharmlost und bagatellisiert. Dabei sind Mädchen und Frauen ab der ersten Periode bis über die Wechseljahre hinaus betroffen.

Bis zur definitiven Diagnose leiden die Patientinnen auch heute noch in Deutschland zw. 7-11 Jahren unter den Symptomen. Leider ist die Krankheit bei vielen Frauen noch unbekannt. Viele Frauen denken, man müsse mit den Schmerzen während der Regelblutung leben. „Das sei halt normal“ und „nach dem ersten Kind werde es besser“. In dieser Zeit können die Wucherungen derart wachsen, dass viele Frauen durch die Schmerzen in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt sind und bleiben, so entstehende Verwachsungen können zu ungewollter Kinderlosigkeit führen.

Die Endometriose stellt nicht nur ein immenses menschliches, sondern auch ein gravierendes volkswirtschaftliches Problem dar, das auch im modernen Europa des 21. Jahrhunderts aufgrund des tradierten Frauenbildes in seiner Tragweite weit unterschätzt wird.

Welche Beschwerden kann die Endometriose machen?

Die Endometriose ist eine Erkrankung, die ein sehr uneinheitliches Krankheitsbild zeigen kann. Deswegen wird sie auch als „Chamäleon“ unter den gynäkologischen Erkrankungen bezeichnet. Aufgrund der unspezifischen Symptome kommt es immer wieder zu Fehldiagnosen, was für die betroffenen Frau nicht zuletzt wegen der Etikettierung als „psychisch labil oder überlagert“ sehr belastend ist.

Häufig stehen die Beschwerden nicht in direktem Verhältnis zum Schweregrad der Erkrankung. Das heißt, kleine Befunde können große Schmerzen verursachen. Es gibt aber auch Endometrioseherde ohne Wachstumstendenz und ohne Krankheitswert.

Die Leitsymptome der Erkrankung sind

  1. Schmerzen
  2. Ungewollte Kinderlosigkeit
  3. Blutungsstörungen
  4. Uncharakteristische Symptome

1. Schmerzen

  • Typisch sind Regelschmerzen, die zu Krankheitsgefühl, starker Medikamenteneinnahme und Arbeitsunfähigkeit führen können.
  • Schmerzen während der Blutung (Dysmenorrhoe)
  • Plötzliche Ohnmachtsanfälle im Zusammenhang mit Menstruationsschmerzen
  • Chronische Unterleibsschmerzen
  • Bauch-, Rücken- und Kreuzschmerzen, die zum Teil in die Beine ausstrahlen, vor und während der Menstruation
  • Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
  • Schmerzen, Blutungen und Krämpfe beim Stuhlgang / Wasserlassen (Dyschezie / Dysurie)
  • Schmerzen während des Eisprungs

2. Unerfüllter Kinderwunsch

  • Ungewollte Kinderlosigkeit ist ein mit Fortschreiten der Erkrankung zunehmend auftretendes Symptom. Etwa 30 – 40 % der Frauen mit Endometriose sind davon betroffen.

3. Blutungsstörungen

  • Starke und / oder unregelmäßige Monatsblutungen.

4. Uncharakteristische Symptome

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Rückenschmerzen
  • Durchfall und / oder Verstopfung und andere Darmstörungen
  • Vermehrtes Auftreten von Allergien und anderen Autoimmunerkrankungen

Sollte eine solche oder ähnliche Symptomkombination bei Ihnen vorhanden sein, sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf Endometriose an. Scheuen Sie sich nicht, auch eine zweite ärztliche Meinung einzuholen.

Bin ich ein Einzelfall? Wie häufig ist Endometriose?

Die Endometriose ist die zweithäufigste gutartige Erkrankung der Frau. Sie betrifft nach vorsichtigen Schätzungen ca. 10% der geschlechtsreifen Frauen. Die Endometriose ist verantwortlich für bis zu 80% der chronischen Unterbauchschmerzen und bei gut 30-40% unserer Kinderwunschpatientinnen liegt hier die Ursache für die Fruchtbarkeitsprobleme. Allein in Deutschland sind ungefähr 2 Millionen Frauen von der Endometriose betroffen.

Wie entsteht Endometriose? Warum bin ich an Endometriose erkrankt?

Die Ursachen der Endometriose sind bis heute ungeklärt, obgleich die Krankheit schon 1861 von dem Arzt Rokitansky beschrieben wurde. Es gibt zahlreiche Theorien, aber keine von ihnen kann alle Phänomene der Endometriose erklären. Experten sind sich daher inzwischen einig, dass viele Faktoren zum Ausbruch der Erkrankung und zu ihrem Fortschreiten beitragen können. Die Erkrankung scheint hormonabhängig zu sein und trifft daher zu 98% Frauen bis zu den Wechseljahren.

Zur Entstehung der Endometriose werden diskutiert:

  1. Rückfluss des Menstruationsblutes durch die Eileiter in den Bauchraum („retrograde Menstruation“) und „Implantation“ (Anwachsen) der Gewebeteile an anderer Stelle oder
  2. Die lokale Verschleppung der Schleimhaut bei Operationen an der Gebärmutter sowie die Ausbreitung der Endometriumzellen über Blut- und Lymphbahnen.
  3. Erbliche Veranlagung (Genetische Disposition). Hatte Ihre Mutter bereits schmerzhafte Monatsblutungen? Haben Sie andere Familienangehörige, bei denen eine Endometriose diagnostiziert wurde?
  4. Immunsystem. Ein eingeschränktes Immunsystem kann den Ausbruch oder das Fortschreiten der Erkrankung fördern.
  5. Umwelteinflüsse können einen Einfluss auf die Entstehung der Krankheit haben.

Man geht heute davon aus, dass es sich bei der Entstehung von Endometriose um ein multifaktorielles Geschehen handelt – denn keine Theorie allein, kann die Entstehung befriedigend erklären.