Kinderwunschbehandlung bei Frauen über 40
03. März 2012
Es ist hinlänglich bekannt, dass die Fruchtbarkeit der Frau bereits ab Anfang 30 beginnt abzunehmen. Eine Frau mit 40 hat nur noch eine 10-prozentige Chance pro Zyklus, schwanger zu werden, ab 45 ist eine Spontanschwangerschaft außerordentlich selten. Leider verlagern aber immer mehr Frauen ihren Kinderwunsch in diesen Lebensabschnitt.
Oft erst sehr spät, nach mehreren Jahren des Versuchens auf „normale Weise“ finden sich viele dieser Frauen mit ihrem Partner beim Kinderwunschspezialisten ein. Für den behandelnden Arzt ist es meist schwer, die Frauen davon zu überzeugen, sich möglichst bald einer effektiven Methode der Kinderwunschbehandlung zu unterziehen. Tagtäglich erleben wir Frauen, die trotz des relativen Zeitdruckes (insofern sie diesen überhaupt auch wahrhaben wollen!) sich vor einer wirksamen Behandlung sträuben. Ihre Vorstellung, möglichst zurückhaltend und „natürlich“, fast hormonlos und kostengünstig behandelt zu werden, ist prinzipiell nachvollziehbar und muss vom behandelnden Arzt respektiert werden.
Der Kinderwunschspezialist hat jedoch auch die Pflicht, den betroffenen Paaren mitzuteilen, dass die gewünschte Vorgehensweise mit – möglicherweise riesigen – Nachteilen einher geht.
In einer aktuellen retrospektiven Studie aus der McGill University Montreal-Canada wurde die Effektivität der „üblichen“ Kinderwunschtherapien bei genau dieser Patientengruppe miteinander verglichen (Amir Wiser et al. Ovarian Stimulation and intrauterine insemination in women aged 40 years and more; Reproductive Medicine Online 2012, 24).
Bei 247 Frauen >40, mit verringerter ovarieller Reserve oder nur „unerklärlicher Sterilität“ (ungeschützter Verkehr seit >1 Jahr ohne offensichtlichen Sterilitätsgrund).
Bei diesen beiden Gruppen verglich man die Wirksamkeit u. A. von Inseminationsbehandlungen (nach Clomifen- und Gonadotropinstimulation-FSH) mit der konventionellen IVF.
In dieser Studie wurde keine der Frauen, die nach Clomifenstimulation inseminiert worden waren, schwanger, von denen mit Insemination nach FSH wurden immerhin 2,6 % schwanger und trugen ihr Kind aus.
Die IVF-Gruppe hatte eine klinische Schwangerschaftsrate von 16,9 % und eine „Baby take home Rate“ von 13,7 %.
Auch wenn diese Studie einige inhaltliche Mängel aufweist und die Patientenzahl nicht sehr groß ist, lässt sich eine deutliche Tendenz zur deutlich besseren Wirksamkeit der IVF darstellen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen bereits viele Untersucher, so z. B. Corsan et al. (1996),
Hull (et al. 1996), Spandorfer et al. (2007), Tan et al. (1992) und Templeton et al. (1996).
Zusammenfassend kann nur an Patienten und Therapeuten appelliert werden, nicht unnötig Zeit mit Zyklusmonitoring/ Verkehr zum Optimum (Verkehr nach „Eisprungspritze“) und Inseminationen nach Clomifenstimulation zu verlieren. Wie schnell ist hierbei ein Jahr vergangen, ein Jahr, in dem die Frau wieder ein Stück älter geworden ist und die Fruchtbarkeit weiter abgenommen hat. Auch das beste Behandlungszentrum hat bei Frauen ab 43/44/45 große Mühe, eine Schwangerschaft, zumindest mit eigenen Eizellen, zu erzeugen.