Doch geschüttelt und nicht gerührt?
28. Januar 2011
Doch geschüttelt und nicht gerührt?
– frei nach J. Bond –
Unter den Bedingungen einer natürlichen Schwangerschaft reift das befruchtete Ei während des vier bis fünf Tage dauernden Transports durch den Eileiter heran. Zeitgleich entwickelt sich die Gebärmutterschleimhaut, damit sich der Embryo dort einnisten kann. Bei dem Transport durch den Eileiter mit Hilfe abschnittsweiser Kontraktionen, ist der Embryo konstant Schwingungen von circa 6Hz ausgesetzt, die bis zu 20 Hz ansteigen können, wenn die Eileiterflüssigkeit durch die Bewegung der Flimmerhärchen, die den Eileiter auskleiden, durchmischt wird.
Der Zweck dieser Schwingungen liegt im Transport des Embryos in Richtung Gebärmutter und möglicherweise auch in der Durchmischung von Sekretionsprodukten und Verdünnung von giftigen Stoffwechselprodukten, die der Embryo produziert. Bei der in-vitro Fertilisation erfolgt die Kultivierung der befruchteten Eizelle aber üblicherweise in einem statischen Kultursystem. Damit besteht immer wieder die Gefahr, dass giftige Stoffwechselsubstanzen entstehen, die sich ab einer bestimmten Konzentration nachteilig auf den Embryo auswirken können.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse untersuchte eine Arbeitsgruppe der Sektion für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsfrauenklinik Ulm, inwieweit die Imitation des natürlichen Schwingungsmusters im Rahmen der in-vitro Fertilisation mit Hilfe einer Vibrationsapparatur zu einer Verbesserung der Schwangerschaftsrate führt. Dabei erzeugten sie mit Hilfe eines Vibrationsschüttlers ein Bewegungsmuster für die Embryonen in dem Kulturmedium, wie unter den „echten“ Bedingungen im Eileiter. Das Ergebnis war bemerkenswert. Die Entwicklung des Embryos verbesserte sich deutlich. Beim Transfer eines fünf Tage alten Embryos konnte die Schwangerschaftsrate von 36 Prozent auf 73 Prozent verdoppelt werden.
Isachenko E, Maettner R, Isachenko V, Roth S, Kreienberg R, Sterzik K
Mechanical Agitation During the in vitro Culture of Human Pre-Implantation Embryos Drastically Increases the Pregnancy Rate
Clin. Lab. 2010;56(11-12):569-576